Gründung und erste Jahre
Die Freiwillige Feuerwehr Wanzleben wurde auf Initiative des
Magistrats der Stadt Wanzleben im Mai 1883 gegründet. Schon am
28.05.1883 fand die erste Übung statt.
Die vorhandenen Gerätschaften und Ausrüstungsgegenstände waren
dürftig. Das Wasser musste mit einem Wasserwagen an die Brandstätte
geschafft werden. Das stellte hohe Anforderungen an die
Einsatzkräfte und die Wirksamkeit der Einsätze war oftmals nicht
ausreichend.
Auf Grund dieser schwierigen Verhältnisse erlahmte allmählich die
Einsatzbereitschaft. Deshalb sah sich der Magistrat im Jahre 1891
veranlasst, neue Organisationsformen einzuführen und die Wehr
personell auf 40 Mann zu verstärken. Das erfolgte durch zeitweilige
Verpflichtung von Einwohnern und eine Vergütung je Einsatz.
So wurden ein Steiger- und Spritzenzug, Absperrmannschaften und
Wasser- und Druckmannschaften unter Leitung eines Brandmeisters
gebildet. Nach und nach wurden diese Einsatzbedingungen weiter
verbessert. Eine vierrädrige Standrohrspritze, eine zweirädrige
Abprotzspritze, zwei Fahrspritzen und Schlauchwagen wurden
angeschafft. Dadurch wurde die Brandbekämpfung erleichtert und die
Wirksamkeit erhöht. Auch die Löschwasserbereitstellung aus Brunnen
und Teichen wurde verbessert, ohne dass sie schon ausreichend war.
Die Alarmierung erfolgte durch Läuten der Turmglocke und Sturmsignal
der Nachtwächter.
In den Folgejahren stabilisierte sich die Wehr weiter. Die
Mitgliederstärke betrug bis zum Jahre 1933 durchschnittlich 45 Mann.
Sie wäre noch höher gewesen, lägen dazwischen nicht die Kriegs- und
Nachkriegszeiten von 1914 bis etwa 1920, wo durchschnittlich nur 20
Mann zur Verfügung standen.
Neue Strukturen und straffere Leitungsmethoden führten zu einem
höheren Ausbildungsstand. Modernere Geräte standen zur Verfügung.
Die Alarmierung wurde verbessert durch Inbetriebnahme einer stillen
Feueralarmierungseinrichtung.
Ein neues Gerätehaus in der Schmiedestraße 3 konnte im Jahre 1915
bezogen werden.
NS- und Kriegszeit
Mit der Machtübernahme des Nationalsozialismus in Deutschland im
Jahre 1933 erfolgte eine völlige Umorganisation der Feuerwehren. Die
Feuerwehren wurden der Polizeiverwaltung unterstellt. Sie wurden
damit ein Organ des Staates. Bei den Übungen wurde größter Wert auf
Disziplin und Exaktheit gelegt. Mindestens 3-4 Mal im Jahr war
Fußexerzieren Bestandteil der Übungen. Das stieß nicht auf
Gegenliebe bei den meisten Kameraden. Interesselosigkeit und
Unzufriedenheit waren die Folge. Dennoch war die Wehr bis zum
Ausbruch des 2. Weltkrieges im Jahre 1939 im Durchschnitt 63 Mann
stark. Dies war aber in erster Linie ein Ausdruck der starken
Einflussnahme der Machtorgane .
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges musste sich auch die Freiwillige
Feuerwehr Wanzleben neu formieren und organisieren und vor allem die
entstandenen Lücken im Personalbestand schließen.
Zeit bis in die 80er
Mit der Entwicklung der neuen Gesellschaftsordnung veränderten sich
wiederum der Charakter und die Aufgaben der Wehr. War die Feuerwehr
bis 1945 nur zur Bekämpfung von Bränden da,
wurde jetzt der Schwerpunkt auf den vorbeugenden Brandschutz gelegt.
Trotz größter Anstrengungen betrug er in den einzelnen Jahren nicht
mehr als 40 Kameraden. Trotzdem hat die Wehr zu jeder Zeit ihre
Aufgaben vorbildlich erfüllt. Das war aber nur möglich durch eine
straffe Leitung der Wehr und einen hohen Einsatz der Kameraden.
Obwohl im Jahre 1982 nach hartem Ringen 16 Bürger, darunter 4
Frauen, gewonnen werden konnten, und dadurch die Zahl der Mitglieder
auf 52 kurzzeitig stieg, gab es große Probleme bei der Besetzung der
Fahrzeuge tagsüber weil viele Kameraden auswärts arbeiteten.
Als freiwillige Feuerwehr einer Kreisstadt kam unsere Wehr auch zu
überörtlichen Einsätzen im Kreisgebiet und darüber hinaus auf
Bezirksebene zum Einsatz. Das erforderte, den Personalbestand
besonders zu schulen und immer auf den neuesten Wissensstand zu
bringen. Gleichzeitig musste aber auch die Löschtechnik ständig
aufgestockt und modernisiert werden. Dies erfolgte im Rahmen des
Möglichen sukzessiv. Daraus folgte, dass das Gerätehaus in der
Schiedestraße 3 den Anforderungen nicht mehr genügte. Ein neues
Gerätehaus wurde gebaut und im Jahre 1968 der Wehr übergeben. Die
Kameraden der Wehr haben beim Bau des Hauses mehr als 15.000 Stunden
in Eigenleistung erbracht.
Aber schon im Jahre 1988 reichte die Größe dieses Gerätehauses nicht
mehr aus. Es erfolgte der Anbau einer 4. Fahrzeughalle und die
Errichtung von 6 Einzelgaragen.
In der Stadt Wanzleben war die Löschwasserversorgung ein besonderes
Problem zu allen Zeiten bis zum Jahre 1974. In dem Jahr erhielt
Wanzleben eine zentrale Trinkwasserversorgung, so dass Wasser aus
den Hydranten für Löschzwecke entnommen werden konnte. Dadurch
verbesserte sich der Zustand merklich.
Zur Erhöhung der Einsatzbereitschaft trug bei, dass die Wehr im
Jahre 1984 12 UKW-Empfänger, so genannte "Pieper" , erhielt. Damit
war neben der Alarmierung über Sirenen auch eine stille Alarmierung
möglich.
Im Jahre 1976 wurden Brandschutzabteilungen in den Bezirken
gebildet. Sie sollten bei Großbränden, Katastrophen und Havarien,
aber auch im Rahmen der Landesverteidigung zum Einsatz kommen.
Ab den 90ern
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990 begann wiederum
eine neue Phase der Leitung und Organisation sowie der Aufgaben der
freiwilligen Feuerwehr. Dabei gewannen die technischen
Hilfeleistungen an Bedeutung. Demzufolge musste die Technik diesen
Anforderungen angepasst werden. Dabei ging es vor allem darum, den
Aufgaben bei Verkehrsunfällen und hier besonders bei eingeklemmten
Personen gewachsen zu sein. Aber auch Fahrzeuge und andere Maschinen
und Geräte wurden zur Gewährleistung höchster Einsatzbereitschaft
und Wirksamkeit der Arbeit notwendig. So wurde im Jahre 1992 ein
neues Löschgruppenfahrzeug LF 16-TS (Bund) aus Heyrothsberge
übernommen. 1994 wurde ein Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 angeschafft
und 1995 kam eine gebrauchte Drehleiter DLK 23/12 - SE hinzu.
Im Jahre 1991 wurde eine Alters- und Ehrenabteilung mit 24
Mitgliedern gebildet. Diese unterstützt die operativen Kräfte indem
sie Hydranten kontrolliert, Fackelumzüge begleitet, Projekttage an
den Schulen unterstützt und anderes mehr. Aber auch der gesellige
Teil kommt nicht zu kurz.
07.09.2013:
130 Jahre Freiwillige Feuerwehr Wanzleben